Exchange-Alternativen: Domino, Open-Xchange, Zarafa, Zimbra und Co

Häufig verwenden Unternehmen für die Kommunikation und Terminverwaltung Microsoft Exchange. Wer sich wie die Stadt München vom Redmonder Konzern unabhängig machen möchte, können auf Alternativen setzen. Beispiele dafür sind Zimbra, Zarafa, Open-Xchange und IBM Domino.

Nicht alle Unternehmen wollen auf Exchange setzen, oder die Cloud-Alternative Office 365. Es gibt durchaus interessante Alternativen, teilweise auch im Open-Source-Bereich. Diese bieten ähnliche Funktionalitäten wie Exchange und sind mittlerweile auch recht ausgereift. Allerdings sollten Unternehmen genau prüfen, ob sich die jeweilige Alternative auch sinnvoll einsetzen lässt, der Teufel sitzt oft im Detail. Denn Exchange bietet durchaus zahlreiche Vorteile, vor allem die effiziente Anbindung von Smartphones und Tablets über Exchange-ActiveSync.

Zarafa – die Open-Source-Alternative

Zarafa ist im Bereich der Open-Source-Lösungen für Groupware-Systeme eine der bekanntesten Alternative zu Exchange. Die Lösung eignet sich für sehr große Unternehmen, aber auch für kleine Unternehmen. Zarafa ist in vielen Linux-Alternativen für Microsofts Small Business-Server für kleine Unternehmen eingebettet, zum Beispiel Zentyal und CentOS.

Auch Linux-Alternativen zu Microsofts Small Business-Server setzen oft auf Zarafa als E-Mail-Server (Screenshot: Thomas Joos)Auch Linux-Alternativen zu Microsofts Small Business-Server setzen oft auf Zarafa als E-Mail-Server (Screenshot: Thomas Joos)

Zarafa kann aber auch als eigenständige E-Mail-Lösung betrieben werden, ohne auf eine zusätzliche Lösung setzen zu müssen. Großer Vorteil von Zarafa  gegenüber anderen Produkten in diesem Bereich ist die MAPI-Unterstützung. Das heißt, mit Zarafa lässt sich Outlook als Client nutzen, inklusive nahezu aller Outlook-Funktionen. Der Umweg über eine IMAP/POP-Anbindung entfällt. Durch die Verwendung von MAPI unterstützt Zarafa auch die clientseitige Verwaltung von Aufgaben, Kontakten und Terminen sowie deren Synchronisierung mit dem Server und Smartphones. Viele Exchange-Alternativen können das nicht.

Ein weiterer Vorteil  der Lösung ist, dass sie auch alte Outlook-Versionen ab Outlook 2000 unterstützt. Aktuelle Exchange-Versionen verlangen mindestens nach Outlook 2007. Wenn also zu Exchange Server 2013 migriert wird, müssen auch die Outlook-Versionen aktualisiert werden. Das macht das Projekt teurer und natürlich auch deutlich aufwendiger, da Anwender nicht nur mit einem neuen Server arbeiten müssen, sondern auch gleich mit einer neuen Client-Version.

Setzen Sie auf Zarafa, können Sie weiter auf Ihre vorhandene Outlook-Version setzen (Screenshot: Thomas Joos)Setzen Sie auf Zarafa, können Sie weiter auf Ihre vorhandene Outlook-Version setzen (Screenshot: Thomas Joos).

 

Betreiben Unternehmen noch alte Versionen von Outlook und reichen diese auch aus, spricht nichts dagegen weiter auf die alte Versionen zu setzen.  Allerdings lassen sich sämtliche Funktionen von Zarafa erst ab Outlook 2010/2013 nutzen. Das heißt, auf Dauer sollte eine Migration zu einer aktuellen Outlook-Version in Betracht gezogen werden. Wie Exchange kennt auch Zarafa einen Webzugang für E-Mails. Dieser bietet ähnliche Funktionen wie Outlook Web Access, in neuen Versionen auch Outlook Web App genannt.

Zarafa bietet auch einen Webzugriff für E-Mails (Screenshot: Thomas Joos).Zarafa bietet auch einen Webzugriff für E-Mails (Screenshot: Thomas Joos).

Ähnlich wie bei Exchange unterstützt Zarafa öffentlichen Ordnern. Im Unterschied zur aktuellen Exchange-Version stehen diese sogar in der Weboberfläche nahezu uneingeschränkt zur Verfügung. Wer sich einen Überblick zu Zarafa verschaffen will, kann sich die Demo-Webseite ansehen.

Wer andere Clients  als Outlook anbinden will, kann aber auch auf POP3 oder IMAP4 setzen, wie bei anderen Exchange-Alternativen auch. Nachteil von Zarafa ist, dass der bekannte Linux-Client Evolution nicht funktioniert, zumindest nicht uneingeschränkt. Zarafa beherrscht auch ActiveSync, das heißt Smartphones aller Art lassen sich problemlos synchronisieren. Mehr Details dazu finden sich im nächsten Abschnitt.

Die Lösung lässt sich 30 Tage testen und in verschiedenen Versionen einsetzen. Small Business reicht den meisten Unternehmen aus. Ab der Professional-Edition kommen noch Lösungen für die Hochverfügbarkeit dazu, und in der Enterprise-Edition lassen sich auf einem Server mehrere Firmen unterbringen. Diese Lösung ist daher vor allem für Hoster interessant.

Smartphones und Tablets mit Zarafa synchronisieren

Zarafa bietet auch die Möglichkeit Smartphones auf Basis von Exchange ActiveSync anzubinden. Zarafa nutzt hier aber nicht die offizielle Exchange-ActiveSync-Technologie, sondern setzt auf Z-Push. Diese Opensource-Technologie ermöglicht uneingeschränkte Synchronisierung mit jedem Smartphone/Tablet, das auch Exchange ActiveSync unterstützt. Die Technologie baut dabei auf PHP auf. Für Anwender ist der Umgang transparent, sie benötigen keine zusätzlichen Apps oder Erweiterungen auf dem Smartphone. Nahezu jedes Programm das Exchange ActiveSync unterstützt, lässt sich auch mit Z-Push anbinden.

Interessant an Zarafa ist die Möglichkeit weitere Add-Ons anzubinden. So besteht zum Beispiel auch die Möglichkeit auf SugarCRM zu setzen, einem bekannten Opensource-CRM-System. Aber auch Webkonferenzen, Google Maps und andere Plugins lassen sich einbinden. Das Produkt ist also sehr skalierbar und bietet weitreichende Möglichkeiten auch andere Serversysteme im Netzwerk zu ersetzen.

Themenseiten: E-Mail, IBM, Microsoft, Open Source

Fanden Sie diesen Artikel nützlich?
Content Loading ...
Whitepaper

Artikel empfehlen:

Neueste Kommentare 

8 Kommentare zu Exchange-Alternativen: Domino, Open-Xchange, Zarafa, Zimbra und Co

Kommentar hinzufügen
  • Am 18. Februar 2015 um 20:15 von Grams

    Die Software „IceWarp“ (icewarp.de) sollte dringend im Bericht aufgenommen werden!

    • Am 7. Januar 2016 um 10:56 von Martens IT

      Das stimmt, IceWarp spielt hier ganz klar vorne mit. Wir haben 2015 von ME2010 auf IceWarp umgestellt und sind mehr als zufrieden.

  • Am 16. Februar 2015 um 14:25 von Christian Egle

    Hallo Thomas Joos,

    eins vorneweg: Ich arbeite für Open-Xchange.

    Erstmal Danke für Ihren prima Beitrag. Sie haben richtigerweise festgehalten, dass Open-Xchange von großen Anbietern wie 1&1 als Service angeboten wird. Ein wenig zu kurz kommt in Ihrem Beitrag, dass es Open-Xchange auch als Software gibt, die Unternehmen auf ihrer eigenen Hardware betreiben können. So haben wir beispielsweise eine umfassende Integration in den Univention Corporate Server — was leider noch viel zu wenige wissen.

    Interessiertem steht ein VMware Image zum Download und Test zur Verfügung unter http://oxpedia.org/wiki/index.php?title=AppSuite:Demoinstallation

  • Am 16. Februar 2015 um 9:40 von Mac-Harry

    @Thomas Joos: So einen Beitrag habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Sehr interessant. Unter dem Strich fände ich jetzt einige schöne Pro- und Con-Tabellen sehr hilfreich. Good Job ;-)

    • Am 16. Februar 2015 um 10:26 von Rainer

      Hallo!
      Der Artikel hat einen Schönheitsfehler!
      Zarafa hat mit Q1/2016 die Unterstützung für MS-Outlook offiziell AUFGEKÜNDIGT!!!
      Wahrscheilich wurden die Recherchen in der Vergangenheit gemacht, und aktuell nicht mehr verifiziert…
      Danke trotzdem für die Zusammenstellung – so kann man sich eben um Alternativen zu Zarafa umsehen.
      Rainer

      • Am 16. Februar 2015 um 10:58 von Thomas Joos

        Hallo Rainer,

        aktuell unterstützt Zarafa Outlook-MAPI noch uneingeschränkt.
        Auch nach 2016 wird Outlook ganz normal weiter unterstützt, und zwar uneingeschränkt.
        Erst wenn MS über einen Patch in Outlook etwas ändert, funktioniert die Verbindung nicht mehr, da die Entwickler dann nicht mehr nacharbeiten. Ein solcher Patch ist aktuell aber nicht angekündigt.
        Es wird aber nichts gelöscht und keinerlei Funktionalitäten eingestellt.

        Man muss diesen (theoretischen) MS-Patch aber nicht installieren und kann dann Zarafa/Outlook weiter nutzen in der aktuellen Version.

        Wenn ein solcher Patch installiert würde, funktioniert Outlook über IMAP/SMTP immer noch. Also auch hier lässt sich Outlook weiter nutzen.
        Also wird in 99% aller Fälle auch nach 2016 noch alles laufen wie bisher.

        Hier etwas ausführlicher von einem Zarafa-Partner:
        https://www.inett.de/blog/2015/01/29/zarafa-k%C3%BCndigt-outlook-kompatibilit%C3%A4t-f%C3%BCr-q1/2016-ab-unsere-stellungnahme-dazu/

        Ich würde also erst einmal abwarten und nur geprüfte Updates für Outlook installieren. Mit etwas Glück läuft alles weiter wie gehabt.

        Gruss

        Thomas Joos

        • Am 16. Februar 2015 um 11:19 von Rainer

          Hallo!

          Ich halte die Idee mit dem „rückhalten“ von Security-Patches maximal mittelfristig für eine Lösung!
          Was eigentlich sauer aufstößt ist die Tatsache, dass Zarafa vor einigen Jahren gerade mit der Outlookanbindung auf Kundenfang ging. Diese Tatsache hat auch uns als – vorwiegend – Open Source-Lösungsanbieter zum Wechsel von Open-Exchange zu Zarafa bewogen.
          Daß es technische – und somit auch wirtschaftliche – Ursachen hat, den Schritt zu gehen, haben wir auch mit Zarafa bereits diskutiert. Ich kann das technisch auch nachvollziehen! Thema: mapi vs. http-mapi
          Hier war auch sicher die Kommunikation – allen voran die Bekanntmachung eines Partners in einem einschlägigen Portal – definitiv kontraproduktiv!
          Fakt ist, dass wir unseren Kunden im Wort stehen. Mit Erscheinung von OL2016 bzw. auch etwaigen Nachfolgern werden wir so unglaubwürdig! Ewig alte Versionen von Office zu installieren – die ja auch irgendwann nicht mehr zu bekommen sind – kanns auch nicht sein…
          Dass dieser Schritt auch Chancen birgt – Zarafa hat inoffiziell bereits einen eigenen Mailclient angekündigt – Kunden von Microsoft unabhängiger zu machen – Stichwort Open Office – ist eine Tatsache!
          Leider müssen wir befürchten, dass wir Kunden verlieren, wenn wir sie nicht Richtung Office365 umstellen.
          Ein Schritt der uns als Verfechter freier Software sehr schmerzt!

          Rainrer

        • Am 17. Februar 2015 um 15:24 von christian

          Naja, Outlook mit Imap zu betreiben ist ja nicht gerade im Sinne des Erfinders, da ist wohl der Sinn einer Groupware nicht mehr gegeben. Auch das Auslassen der Patches, immer aufpassen, dass man falsche Updates vom System fernhält… sorry, aber so wünscht sich das kein Kunde. Bin schon gespannt wie unsere Kunden auf die Nachricht reagieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *